Direkt zum Inhalt
© Erica Smalheer

Die Geschichte der Docks

150 Jahre lang legten hier Schiffe ab oder kamen zur Wartung in ein Trockendock. Anfangs wurde das Bild von den riesigen Segelschiffen und den Ozeandampfern der Red Star Line geprägt. Aber im Laufe der Zeit tauchten auch Schlepper, Schwimmbagger, Marineschiffe, Getreideheber, Tjalken und Schwimmkräne auf. Bis Anfang 2018 war hier die Hafenbehörde ansässig. Heute ist es der Heimathafen der Schiffssammlung des MAS. Das Gelände wird so verwandelt, dass man hier das maritime Erbe erleben kann.

Die Trockendocks: ein Ort mit Vergangenheit

Als Hafenstadt hatte Antwerpen schon lange vor dem 19. Jahrhundert Stellen an den Ufern der Schelde, wo an Schiffen gearbeitet wurde. Aber ein moderner Hafen braucht eine entsprechende Infrastruktur.

Mitte des 19. Jahrhunderts durchbricht der Hafen von Antwerpen die Stadtmauern. Was bis dato ein sumpfiges Gebiet außerhalb der Stadtmauern war, wurde zum Kattendijkdok. Das erste Trockendock am Westkai des neuen Docks wird 1863 fertiggestellt. Wenige Jahre später schon können Seeschiffe in drei „Gruben“ einfahren. Zusammen mit dem Hafen wächst auch das Hafenbecken: Um 1880 wird es verlängert. Drei neue Trockendocks werden an das Pumpwerk angeschlossen, das das Wasser abpumpt. Ein siebtes Trockendock wird 1920 fertiggestellt. Ab 1931 sind sogar zehn Stück im Einsatz.

Das Konzept bleibt das gleiche, aber die Bauweise entwickelt sich weiter: Die ersten Trockendocks sind noch aus kunstvollem Mauerwerk. Die jüngsten Trockendocks sind aus stabilem Beton.

Anfangs steht neben dem ältesten Pumpwerk noch ein großer Heizraum für die dampfbetriebenen Pumpen. Es nutzt die Gezeiten der Schelde für das Wassermanagement in den Trockendocks. Das Pumpwerk der modernen Trockendocks ist im Art-Deco-Stil gehalten und verfügt über drei elektrische Pumpen.

Im Laufe der Jahre werden auf dem Gelände auch kleinere frei stehende Arbeitshäuser errichtet. Diese werden von verschiedenen Schiffsreparaturfirmen genutzt: Béliard-Crighton, The Antwerp Engineering Co …

In den 1960er-Jahren nimmt das Gelände seine heutige Form an. In den neuen Werkstätten befinden sich ein Kesselwerk, eine Segelmacherei, eine Schreinerei, eine Schiffsschraubenwerkstatt, eine Schmiede, eine Schlosserei ...

Trockendock. Trockenes Dock?

Ein Schiff muss gewartet werden, auch unterhalb der Wasserlinie. Diese Arbeiten am „Unterwasserschiff“ können durchgeführt werden, wenn das Schiff bei Ebbe trockenfällt. Das Schiff kann auch aufs Trockene gezogen werden oder in einem Trockendock landen. Letzteres ist ein Bassin in Schiffsgröße, das leergepumpt werden kann.

Der Bau eines Trockendocks ist ein industrialisiertes Unterfangen. Daher passierte es vor 1800 auch kaum. Die belgischen Ingenieure haben sich danach in Großbritannien inspirieren lassen. Städte wie Belfast, Southampton und London haben eine reiche Vergangenheit in Sachen Schiffsreparatur.

Bei den städtischen Trockendocks von Antwerpen steht neben den Docks ein Pumpwerk. Dieses ist unterirdisch mit den Trockendocks verbunden, damit sie leergepumpt werden können. Wenn das Dock trockengelegt ist und das Schiff auf Kielblöcken und Streben ruht, kann man ihm mit Nieten, Schweißgerät, Pinsel und so weiter zu Leibe rücken. Ziel ist es dabei, das Schiff schnell wieder seetüchtig zu machen.



© Erica Smalheer

Was ist mit der Sieben passiert?

Die städtischen Trockendocks sind von Süden nach Norden von eins bis zehn durchnummeriert. Wer aber vom Kattendijk zum Hafenhaus läuft, zählt nur neun Docks. Das Trockendock nummer 7, einst das größte Trockendock der Stadt, gibt es nicht mehr.

Die Vorbereitungen für Trockendock 7 starten schon 1910, das erste Seeschiff kann jedoch erst 1920 „eindocken“. Grund für die Verzögerung: eine überflutete Baugrube, der Erste Weltkrieg und noch einige kleinere Rückschläge.

Das Trockendock Nummer 7 war 225 Meter lang und 29 Meter breit. Wegen dieser Größe war es anders eingeplant als die Trockendocks im Nordosten des heutigen Hafenhauses. Hier konnten die größten Schiffe – wie die berüchtigte Belgenland von der Red Star Line – einfach hineinmanövriert werden.

Anfang der 1980er-Jahre geht die Zahl der Seeschiffe, die das Trockendock nutzten, rapide zurück. Es wird außer Betrieb genommen. Zehn Jahre später verschwindet es. Es hat seine Spuren in der verbreiterten Abkürzung vom Straatsburgdok zum Amerikadok hinterlassen. Das zugehörige Pumpwerk steht noch und ist heute ein Restaurant.

Schiffsreparatur heute

Die Schiffsmonteure des Antwerpse Havenbedrijf sind in an einen moderneren Standort, weiter nördlich im Hafen, umgezogen. Aber auf dem Gelände der alten städtischen Trockendocks wird weiterhin gearbeitet – jetzt halt mit historischen Schiffen. 

Die Schiffssammlung des MAS hat ihren angestammten Platz an den Scheldekais verlassen und fand bei den Trockendocks ein sicheres Zuhause, an dem sie liebevoll gepflegt und gewartet werden. Auch andere Partner arbeiten hier an der Restaurierung und Instandhaltung ihrer historischen Schiffe.



© Victoriano Moreno

Abonnieren Sie unseren Newsletter